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(aus: Schlaglichter Nr.65/04)

Braucht die DPSG Kuraten?

Das Amt des Kuraten bzw. der Kuratin ist in unserem Verband auf allen Ebenen als Teil des Vorstandsteams und in den Stufenleitungen in der Satzung festgelegt. Aber warum halten wir in der heutigen Zeit daran fest? Schließlich spüren wir in Mainz zur Zeit, wie schwer es ist, z.B. einen Kandidaten für das Amt des Diözesankuraten zu finden.

Das Kuratenamt und auch das des Diözesankuraten ist zunächst ein politisches Amt. Der Diözesankurat ist eines von drei gleichberechtigten Vorstandsmitgliedern. Seit September letzten Jahres sind wir leider nur noch zu zweit, nachdem Markus Konrad sein Amt niederlegen musste. Seitdem erleben wir im Diözesanvorstand, dass die Vorstandsarbeit zu zweit auf Dauer nicht leistbar ist. Nicht nur, weil wir einfach zu zweit nicht die Arbeit von drei machen können (die selbst für drei Menschen manchmal zu viel ist), sondern weil dieses Amt für ein Team gedacht ist. Ein Team, dass viele Entscheidungen fällen muss, und sich in vielen verschiedenen Themen und Ebenen bewegen muss. Dafür ist eine dritte Meinung oder Sichtweise oftmals wichtig, dass haben wir in den vergangenen Monaten seit der Vakanz deutlich gespürt.

Nun, dieses Problem könnte man vielleicht auch mit der Erweiterung um einen zusätzlichen Vorsitzenden oder eine weitere Vorsitzende lösen, wie es andere Diözesen immer mal wieder getan haben.

Kaplan Sebastian Blümel, Diözesankurat in Fulda, feiert Gottesdienst beim StaVo-SeminarAber so einfach ist es nicht. Denn ein Kurat oder eine Kuratin ist mehr als ein "normales" Vorstandsmitglied. Sie haben noch einen ganz eigenen Auftrag: Kuraten sollen Wegbegleiter sein, sie sollen helfen "die konkrete Lebenssituation aus dem Wort Gottes zu deuten, auf lebensfeindliche Entwicklungen aufmerksam [zu] machen und gemeinsam mit uns nach Ausdrucksformen suchen, unseren Glauben zu feiern" (aus Ordnung und Satzung des Verbandes S.18).

Somit verstehe ich auch das Amt des Diözesankuraten als geistliche Begleitung. Da ist jemand in meinem Team, der viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, andere Impulse einbringen kann und mich jeden Tag aufs neue dazu bewegt, mich mit mir und der Welt um mich herum auseinander zu setzen. Der Kurat wie ich ihn in den letzten Jahren erlebt habe, ist auch oft derjenige gewesen, der verschiedene Standpunkte zusammenführen kann, der integriert und vermittelt.

Klar, diese Funktion muss nicht immer der Kurat ausfüllen, aber ich glaube, dass es der Hintergrund eines Kuraten als Priester (und auf Diözesanebene ist dies Voraussetzung für das Kuratenamt) oft mitbringt, dass er in der Lage ist zu integrieren und zusammenzuführen.

Wir sind ein katholischer Verband. In der heutigen Zeit fällt uns das nicht immer leicht. Mir selbst geht es so, dass ich viele Anfragen an die Kirche habe und manchmal auch den Kopf schüttele über Entscheidungen oder Sichtweisen der Kirche. In solchen Situationen war ich oft froh darum, jemand anfragen zu können, der sich mit uns auseinandersetzt und mir Sichtweisen erklärt und mit uns auch manchmal in einen offenen Diskurs geht.

Kuraten können dabei helfen, den eigenen Standpunkt innerhalb der Kirche zu finden. Die DPSG ist teil der Kirche, dem können wir uns nicht verwehren. Damit würden wir uns auch eine große Chance nehmen, die Chance mitzugestalten und zu verändern.

Ja, wir brauchen einen Diözesankuraten: als Wegbegleiter, der jeden von uns in seinem Glauben immer wieder anfragt, und Impulse gibt, sich mit Gott, dem eigenen Glauben und auch der Kirche auseinander zu setzen. Der selbst anfragbar ist und mit uns um unseren Platz in der Kirche ringt. Wir sind ein katholischer Verband, auch wenn dies im Alltag in den Gruppenstunden nicht immer deutlich wird, gehört dies zu unseren Wurzeln und dem Fundament unseres Verbandes. Und dies sollten wir nicht verleugnen.

Kerstin Fuchs, Diözesanvorsitzende

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