Ein Zeichen des Friedens breitete sich aus

(aus: Schlaglichter Nr.58/03)

Aktion Friedenslicht: 500 Personen begrüßten Flamme am Hauptbahnhof – Pfadfinder bringen Flamme erstmals in Mosche und Synagoge

Es war ein beeindruckendes Lichtermeer: Hunderte Kerzen brannten am Ende der Aussendungsfeier in der Kirche St. Bonifaz, alle angezündet an einer besonderen Flamme, dem Friedenslicht aus Bethlehem. Als Zeichen für Frieden und Wärme in der Welt und Toleranz unter den Religionen haben Pfadfinder der DPSG und der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) das Friedenslicht ins Bistum Mainz gebracht. Rund 500 Personen „begrüßten“ das Licht am 15.12. am Mainzer Hauptbahnhof. Danach gab es einen kurzen Friedensmarsch über den Bahnhofsvorplatz zur Kirche St. Bonifaz, wo der zentrale Aussendungsgottesdienst stattfand. „Die kleine Flamme verändert wahrscheinlich nicht die Welt“, sagte Kurat Pfarrer Markus Konrad von der DPSG. „Aber sie kann jeden von euch hier verändern“, lud er alle Besucher ein, selbst Hoffnungsträger für den Frieden zu sein und das Licht weiterzutragen. In dem Gottesdienst trugen die Pfadfinder ihre Gedanken zu den Themen Hoffnung, Wahrheit, Solidarität und Freiheit vor. Musik machte die Combo „Skala“.

Die meisten Besucher hatten Kerzen und Laternen mitgebracht. So ging die Flamme nach dem Motto des Schlussliedes „Und das Friedenslicht soll leuchten“ von Kerze zu Kerze und Laterne zu Laterne.

Zwei Pfadfinderinnen brachten Flamme nach Mainz

Das Friedenslicht wurde von der sechsjährigen Nadeen Kammar in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet und dann nach Wien transportiert, von wo aus es als „Stafette des Friedens“ in mittlerweile über 25 Ländern in ganz Europa verteilt wurde. Bereits seit 1994 beteiligen sich die deutschen Pfadfinder an der Aktion, die ursprünglich auf eine österreichische Initiative zurückgeht. Am 15. Dezember fanden allein in Deutschland in 33 Städten zentrale Aussendungsfeiern statt. Mit dem Zug wurde das Licht in Deutschland verteilt und an jedem Bahnhof von den Pfadfindern weitergegeben und abgeholt.

Die Wiesbadener Pfadfinderinnen Caroline Gänsler und Monika Grella sind nach Wien gefahren und haben die Flamme für das Bistum Mainz abgeholt. „Es war ein schönes Gefühl, das Licht als Zeichen des Friedens an den vielen Bahnhöfen weiterzureichen“, berichteten die beiden sechszehnjährigen Gruppenleiterinnen von ihrer aufregenden Reise. Es war eine bewegende Szene, als die beiden, begleitet von Bannern und Fahnen, die neuen Bahnhofstreppen des Mainzer Hauptbahnhofs hinabstiegen.

Flamme ging ins ganze Bistum

Nach dem Gottesdienst trugen Pfadfinder, die aus vielen Regionen des Bistums Mainz und aus dem Bistum Limburg gekommen waren, das Licht weiter in Familien, Kirchen und Gemeinden, Krankenhäuser und Altenheime. In Viernheim wurde es auf dem Weihnachtsmarkt verteilt. In Heppenheim wurde die Flamme auf dem Kirchplatz an Konzertbesucher verteilt. Die Bürstädter Pfadfinder brachten das Licht zu den Bewohnern, Personal und Gästen des Alten- und Pflegeheims St. Elisabeth. Auch in Ingelheim wurde es in einem Altenheim und Krankenhaus verteilt.

Friedenslicht bei Kurt Beck

Das Friedenlicht leuchtete auch in der Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz. Ministerpräsident Kurt Beck wurde aufgefordert, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten für den Frieden einzusetzen. „Es ist Ausdruck unseres christlichen Engagements, für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten“, erklärte DPSG-Kurat Markus Konrad. Beck dankte den Pfadfindern und unterstrich die besondere Bedeutung des Friedens in der heutigen Zeit.

Friedenslicht erstmals in Synagoge und Moschee

Inhaltlicher Schwerpunkt der DPSG im Bistum Mainz war dieses Jahr der „Friede zwischen und durch Religionen“. Zum erstenmal wurde das Friedenslicht in diesem Jahr auch in die Jüdische Gemeinde Mainz und in eine moslemische Gemeinde gebracht. In der Barbaros-Moschee in Mainz-Mombach freute sich der Vorsitzende des Moschee-Vereins, Hasan Karabulut, über die Friedensinitiative. Er bedauere, dass die Muslime in Deutschland seit dem 11. September 2001 vielfach Misstrauen und Ablehnung begegneten. Der Besuch bot den Pfadfindern einen guten Einblick in das Leben von Moslems. Vertreter der Moschee zeigten zuerst einen Videofilm über den Islam. Abschließend besichtigte die Pfadfinder-Delegation die Moschee und bekam den Gebetsraum gezeigt und erklärt. Höhepunkt der Einladung war danach, beim Mittagsgebet zuschauen zu dürfen.

Nach dem Besuch in der Moschee fuhren die DPSG´ler direkt zur Mainzer Synagoge. Rabbiner Z. E. Alonie, der das Licht am 20. Dezember, für die Jüdische Gemeinde in Mainz und Rheinhessen in Empfang nahm, erklärte, es sei eine großartige Sache, dass Kinder und Jugendliche in der gegenwärtigen politischen Situation das Licht des Friedens bringen. Anschließend war die Delegation der Pfadfinder zum Kaffeetrinken eingeladen.

Friedenslicht bei Kardinal Lehmann

Zum Abschluss der Aktion brachten die Pfadfinder aus den fünf Mainzer Stämmen das Friedenslicht zu Bischof Karl Kardinal Lehmann. „Wir wissen, dass Sie an vielen Stellen für Versöhnung eintreten und wollen Sie darin unterstützen", erklärte Markus Konrad. Mit der Aktion Friedenslicht von Bethlehem gehe es den Pfadfindern darum, resignative Strömungen zu durchbrechen und zur Friedensarbeit zu ermutigen. „Wir glauben, dass es möglich ist, die Ressourcen der Erde gerechter zu verteilen und Gräben und Grenzen zu überwinden“, betonte er. In diesem Jahr sei es für sie ein Schwerpunkt, den Frieden unter den Religionen zu fördern und die Möglichkeiten aufzuzeigen, die die Religionsgemeinschaften haben, zum Frieden in der Welt beizutragen und Hass, Gleichgültigkeit und Intoleranz zu überwinden.

Kardinal Lehman dankte den Pfadfindern für ihr Engagement. „Ich freue mich, dass Ihr Euch dies zu eigen macht und den Erwachsenen zeigt, was Euch wichtig ist“, erklärte er. Er finde es gut, „dass Ihr Euch auf den Weg gemacht habt, gerade in diesen Tagen, an denen Menschen Angst vor einem neuen Krieg haben“. Auch in Deutschland gebe es Streit, wenn auch ohne Waffengewalt. Da sei es wichtig, im Gespräch eine Einigung zu finden. „Ich finde es ganz toll, dass Ihr das Licht zu den Menschen bringt“, erklärte Lehmann abschließend und betonte: „Es ist ja nicht unser Licht, sondern das Licht Jesu.“


Oliver Schopp, Referenz des Diözesanverbandes

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