Aktion Friedenslicht

(aus: Schlaglichter Nr.45/99)

"Soeben ist das Flugzeug aus Tel Aviv gelandet", hieß es am Sonntag, 21.11.1999 um 9.15 Uhr in einem Hangar im Frankfurter Flughafen - Beifall brandete auf.

Gespanntes Warten auf das Licht700 oder mehr Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus BdP, DPSG, PSG und VCP und den Altpfadfindergilden waren an diesem Morgen versammelt. Aus unserer Diözese waren über 40 PfadfinderInnen der DPSG (schade, daß die Rüsselsheimer eine Absage erhielten - Platz wäre noch für viel mehr gewesen! und kontrolliert wurde gar nicht) und fast soviel Pfadfinderinnen der PSG vertreten. Es dauerte noch eine Weile, bis dann das Flugzeug mit den Lichtbringern in den Hangar gerollt kam.

Paul Hüster, ehemals Bundeskurat, führte durch das Programm - aber irgendwie fehlte so vieles: man hätte sich besser einsingen können, waren doch schließlich auch unbekannte Lieder dabei, man hätte auch etwas besser den Zusammenklang zwischen Singen und dem Musizieren des Kolpingblasorchesters üben können - Zeit war da. Stattdessen wurden die PfadfinderInnen gerügt, daß sie zu leise sangen - aber es war einfach vieles nicht klar. Mir scheint, es war so manches nicht zu Ende gedacht, was schade ist, bei den Mengen von Pfadfinderinnen und Pfadfindern, die sich auf den Weg gemacht hatten. Mir scheint auch, daß es nicht klar war, was für eine Veranstaltung es sein sollte: ein ök. Gottesdienst zum Empfang des Lichtes - dazu passen auch die frommen Lieder, die im Liederheft standen - oder ein Empfang wie bei Staatsgästen oder besonderen Persönlichkeiten mit Interviews - (was auch geschah - aber auch diese Interviews schienen nicht so gut vorbereitet) doch warum werden dann PfadfinderInnen aus ganz Deutschland als Kulisse herbeigeschafft?. Vielleicht sollte es auch eine Art Talk-Show sein, mit zumindest besonderen Gästen, dafür spräche auch die Anwesenheit von Bischöfin Jepsen aus Hamburg und Weihbischof Jaschke, ebenso aus Hamburg, dann ist klar, daß auch Zuschauerinnen und Zuschauer gebraucht werden. Aber halt, natürlich wurden wir auch beschäftigt, kreativ wurden die Verbände gemischt und gemeinsam sollten Bitten, Wünsche auf eine runde Pappe geschrieben werden. Eigentlich wirklich eine gute Idee, die Verbände zu mischen.

Kolpingkapelle mit interessierten ZuhörernNach all der negativen Kritik auch etwas positives: Die Aussagen der ausgewählten Gruppen, welche Aktionen sie mit dem Licht machen, konnten sich wirklich hören lassen - und hoffentlich haben sie auch Impulse gegeben, was mit dem Licht geschehen kann. Nicht nur in Kirchen bringen, sondern das Licht in die Gesellschaft hineintragen: Wärme gegen soziale Kälte: Wolfsburger Pfadfinder wollen z.B. ein Lichternetz des Friedens knüpfen und so die sozialen Schattenseiten erhellen. Pfadfinder aus Ditzingen wollen in einer Stafette die 180 km von Frankfurt nach Hause wandern - "für den Frieden kann man doch nicht immer die einfachsten Weg gehen". In der Diözese Rottenburg Stuttgart gibt es in einer Gemeinde einen Adventskalender besonderer Art - hier werden die Pfadfinder auch ein Fenster gestalten.

Gegen 11.30 Uhr war die Empfangsfeier zu Ende, jetzt erst wurde das Licht an die PfadfinderInnen verteilt - aber erst am Eingang des Hangars. Die Verteilung des Lichtes übernahmen Bischöfin Jepsen und Weihbischof Jaschke.

Friedenswünsche der TeilnehmerInnenUnd jetzt galt es, das Licht sicher zu transportieren. Das Licht soll nicht ausgehen - es war nicht so einfach, doch war eine Kerze aufgrund des starken Gebläses in den Eingangsbereichen verlöscht, so waren zum Glück noch genug Lichtträger da. Sicher und wohlbehalten kam so unser Licht in Mainz an. Gleich am Nachmittag fand im Mainzer Dom ein meditativ gestalteter Gottesdienst statt, der sehr eindrucksvoll war. Weihbischof Eisenbach feierte diesen Gottesdienst im vollbesetzten Mainzer Dom.

"Selbst Stehplätze waren rar, als gestern nachmittag rund 250 Pfadfinder in ihren blauen und beigen Kluften durch den Mittelgang des Doms gingen und die große Kerze zu Altar trugen", so hieß es in der Mainzer AZ vom Montag, 22.11.1999. Blaue und beige Kluften, d.h. PSG und DPSG nahmen es als gemeinsame Aktion wahr. Über 200 DPSGler aus dem ganzen Bistum waren angereist.

Ankunft des Flugzeuges im FlughafenAlle Lichter im Dom wurden gelöscht, als die Kerze einzog - Licht, das in der Dunkelheit leuchtet. Die Kerze trug die 9 jährige Nadina Isa aus der Siedlung Don Bosco Mz - Innenstadt - ihr Vater stammt aus Israel.

"Man stellt das Licht nicht unter den Scheffel sondern auf den Leuchter. So soll Euer Licht vor den Menschen leuchten"

Darum geht es, wenn wir das Licht verteilen, wir verteilen das Licht, zeigen damit, daß wir mitwirken am Frieden in der Welt. "Dieses Friedenslicht durchziehe als Leuchtspur das ganze Land und motiviere die Menschen zur Hilfsbereitschaft und zum Handeln", so Weihbischof Eisenbach. Als Leuchtspur zog denn auch die Pfadfindermenge aus dem Dom aus - es wäre schön, wenn in der nächsten Ausgabe der Schlaglichter einzelne Stäm-me von ihrer Leuchtspur berichten könnten - was sie mit dem Licht getan haben.

Wer am nächsten Tag dann Nachrichten gehört hat, konnte dann etwas von der unfriedlichen Situation im Hl. Land hören: In Nazareth soll eine große Moschee gebaut werden, größer als die Verkündigungskirche, um die Überlegenheit über das Christentum auszudrücken. Die Kirchen reagierten mit einem Streik gegen über dem Staat - alle hl. Stätten blieben geschlossen.

1999 wurde die Aktion von EKD und Bischofskonferenz übernommen, wie wird es im nächsten Jahr sein, wenn kein Event mehr gebraucht wird für den Weg ins neue Jahrtausend? Ob dieses verletzliche unscheinbare Licht dann noch wichtig ist?

Karl Heinrich Stein, Diözesankurat

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