Stammespartnerschaften

(aus: Schlaglichter Nr.49/00)

Die Partnerschaftsarbeit mit den Pfadfindern in Sucre/Bolivien soll nicht nur eine Aktion auf Diözesanebene sein. Seit Beginn war es Wunsch auf beiden Seiten, die Kontakte auch zwischen Stämmen wachsen zu lassen. Dies ist mühsam, wie die nachstehenden Artikel erahnen lassen. Der Blick über den Tellerrand des eigenen Stammes hinaus kann aber auch die Stammesarbeit um vieles bereichern. Kontakte zu Pfadfindern in anderen Ländern zeigen dabei die Internationalität der Pfadfinderbewegung und die Offenheit der DPSG-Stämme für Kontakte mit Pfadfindergruppen aus anderen Kulturkreisen und Lebenswirklichkeiten. Dabei stehen nicht die schönen Landschaften und tollen Gerichte in fernen Ländern im Mittelpunkt, sondern die dortigen Pfadfinder und ihr Leben.

Überlegt doch einmal, ob ihr nicht auch als Stamm eine Partnerschaft mit einem Stamm in Sucre aufbauen wollt. Alle acht Stämme aus Sucre haben Interesse daran.

Für Fragen stehen euch gerne die Mitglieder des Arbeitskreises für Bolivienpartnerschaft und Entwicklungsfragen zu Verfügung.

Christoph Menzel, MdR

Don Bosco Budenheim und der Stamm Salesiano in Sucre

Im Stamm Don Bosco Budenheim bestanden schon seit längerem Verbindungen zu Bolivianern. Einige unserer (z.T. ehemaligen) Leiter waren schon einmal in Bolivien, Bolivianer waren bei einem Stammeswochenende mit, und unser Jufitrupp hat einmal eine Aktion mit einem Jufitrupp vom Stamm Salesiano durchgeführt (ein Verkauf von Aufnähern). Als 1998 die Delegation Pfadfinder des Distriktes in Mainz war brachten die Bolivianer Vorstellungen der Stämme mit, um die Distrikt-/Diözesanpartnerschaft über Stammespartnerschaften zu erden. So sprach mich dann im Laufe der Rückbegegnung Alexis Montellano an, der zu dem Zeitpunkt noch Vorstand des Stammes Salesiano war, ob wir interessiert wären, mit ihnen eine Stammespartnerschaft zu bilden.

Zur Auftaktveranstaltung (1. Mai) der Jahresaktion 1999 "Movida Bolivia" in Köln stellten wir dann fest, dass eine der Teilnehmerinnen der Nationaldelegation, Mariela Caballero, aus dem Stamm Salesiano kam. Da sie auch noch nach der offiziellen Delegationsfahrt in Deutschland war, ergab sich die Gelegenheit, unsere Gruppenstunden zu besuchen und uns Grüße und Briefe von Salesiano zu übermitteln.

Bei der Gelegenheit bekam sie dann auch eine Stammesvorstellung von uns mit. Während der Sommerferien - seit ich auch online war - begann dann der Kontakt via Email über Mariela und Gespräche zwischen Alexis und mir während der Chats auf Diözesanebene.

Dort berichtete er mir auch, dass sie ein gemeinsames Projekt am planen wären. Anfang September bekam ich dann eine mail, in der das Projekt beschrieben war und das wir dann auch durchführten:

  • einen Partnerschaftsaufnäher gestalten. Die fertigen Aufnäher aus Leder brachten Martin und Esther Kimmig im Frühjahr 2000 mit
  • Fotos der letzten Aktivitäten, der Umgebung und der Gruppenräume zu schicken Es sind dann doch einige Fotos von den Gruppen, den Gruppenräumen und der Umgebung zusammengekommen.
  • "Tag des Pakets": es sollen in Bolivien ein deutscher Abend und in Deutschland ein bolivianischer Abend stattfinden, wofür wir im Vorfeld ein Paket schicken sollten, wo Rezepte, evtl. Zutaten, Musik, etc. sowie die Bilder aus dem 2.Punkt enthalten sein sollten. Für alle drei Punkte gab es Termine, die aber mit Ausnahme des Aufnäherentwurfes nicht eingehalten wurden. Die Pakete sind zwar nicht rechtzeitig angekommen, aber es hat doch einigermaßen funktioniert.
Der Stamm Salesiano hat dann Anfang Dezember seinen deutschen Abend gefeiert (mit Kartoffelsalat, Apfelkuchen, Schokoladentorte und deutscher Musik). Den bolivianischen Abend haben wir dann im Rahmen einer Wölflingsgruppenstunde Ende Januar durchgeführt. Es gab Api (ein süßes bolivianisches heißes Maisgetränk), das den Kindern allerdings nicht so recht geschmeckt hat (viele mögen erstaunlicherweise kein Zimt). Dazu gab es Spiele, die auch in Bolivien bekannt sind, ein Rollenspiel von Christoph, Dias und bolivianische Musik.

Im Rahmen der "DiChu-DiMa" der Partnerschaftszeitung der Diözesanebene im Sommer ´99 sind auch Artikel von Salesiano und der Jufistufe in Budenheim erschienen.

Eine weitere Aktion war es dann, auf dem Pfarrsommerfest 2000 bolivianische Sachen für den Stamm Salesiano zu verkaufen, die Martin und Esther ebenfalls mitgebracht hatten.

Zur Delegationsfahrt nach Bolivien habe ich dann auch noch eine Spende und sechs alte Zelte unseres Stammes überbringen können.

Florian Ries, Stamm Budenheim

Amistad por siempre - Freundschaft für immer

Diese Worte stehen auf der Holzscheibe, die uns Susana aus Sucre zugeschickt hat. Amistad steht für Freundschaft - und das stimmt hundertprozentig in der Beziehung zwischen den Stammesmitgliedern von "Don Bosco" Sucre, Armin und Tonny vom Stamm St. Andreas Altenstadt.

Der Begriff Partnerschaft wird übersetzt mit "Colaboracion". Das gleiche Wort "colaboracion" gebraucht man auch für "Zusammenarbeit" - und genau da wird es problematisch! Als wir in der Stammesversammlung die Partnerschaft beschlossen haben, und das gilt auch für die Partnerschaft mit dem französischen Stamm in Beauchamp bei Paris, glaubte ich, eine echte Pfadfindereigenschaft in den Stamm zu bringen.

Fabiola und Susana in Altenstadt

Internationalität

ist "Pfadfinder sein"! Auch die Zustimmung der Leiter war da. Aber da bestehen mehrere Knackpunkte, die es zu überwinden gibt, soll eine Partnerschaft wirklich funktionieren.

Da ist die Sprache - eine Barriere, die nicht einfach ist. Da ist die Entfernung - man sieht sich nicht alle Tage, und sie zu überwinden ist teuer. Da ist also auch der Kontakt - und wenn man diesen nicht hat, dann ist Zusammenarbeit unmöglich! So ist in "St. Andreas" die Zusammenarbeit in erster Linie mit "Don Bosco" über und mit Armin. Das ist zu wenig, um von "Stammespartnerschaft" zu reden ! Darum werde ich nicht müde, immer und immer wieder diese Verbindungen aufzubauen und zu festigen. Wir kennen inzwischen preisgünstige Kommunikationsmittel wie das Internet, das Telefon und Fax, den Brief - warum also machen wir davon so wenig Gebrauch?

Trotz vieler Möglichkeiten - kein Bock?

Wir kennen doch Leute, die spanisch sprechen oder französisch - englisch haben doch die meisten gelernt. Oder haben wir einfach keinen Bock, um Partnerschaften zu pflegen? Was ist dann eigentlich ein "Pfadfinder"?

In diesem Sinne - "Gut Pfad"

Armin Ursprung, Stamm Altenstadt

Siedlung Don Bosco Mainz Innenstadt und Stamm Aleman in Sucre

Alle zwei Jahre gibt es eine Begegnung zwischen Pfadfinder/innen der DPSG-Mainz und Pfadfinder/innen des ASB-Chuquisaca, entweder hier in Deutschland oder in Bolivien, in Sucre. 1998 waren 7 bolivianische Pfadfinder/innen bei uns im Bistum Mainz - einige waren auch in unserer Siedlung.

Erster Kontakt

Der Kontakt hat sich dadurch ergeben, dass ich damals in der Siedlung die Wös geleitet habe und als Diözesankurat 1996 in Bolivien war und da Kontakte, ja Freundschaften geknüpft hatte und auf Diözesanebene in der Partnerschaftsarbeit mitarbeite. Sie ist mir ein wichtiges Anliegen, weil sich in dieser Arbeit ein Teil typischen pfadfinderischen Handelns verbirgt. Mir ist diese Partnerschaft wichtig, gerade weil die Freunde nicht um die Ecke sind, gerade weil es nicht einfach ist, Kontakt zu halten, aber auch gerade weil Pfadfinder/innen in der Regel doch ausdauernd sind und kreativ.

So waren die bolivianischen Gäste an einem Freitag Ende September 1998 ein erstes Mal in der Gruppenstunde - über dreißig Kinder waren da, wir hatten die Gruppenstunden von Jufis und Wös zusammengelegt. Wir machten Spiele miteinander - alle Beteiligten hatten viel Spaß. Im Anschluß saßen die Leiter/innen noch zusammen, da wurde uns von Ramiro die Bitte unterbreitet, eine Partnerschaft mit einem neuen Stamm, Kardinal Maurer, einem Stamm der Aleman-Stämme, einzugehen. Wir waren bereit und motiviert dazu. Es gab dann, bevor die Bolivianer abreisten, immer wieder Kontakte - ich hatte Bolivianer als Gäste bei mir, die Leiterrunde machte ein Klausurwochenende bei mir (als Pfarrer neu in der Gemeinde wollte und konnte ich nicht dauernd unterwegs sein) - und auch die Kinder hatten einen Bezug dazu, dadurch, dass ich meine "Gäste" mit in die Gruppenstunde nahm - wir bauten gerade Schwedenstühle, da gingen die beiden Bolivianer mit einem Teil unserer Kinder zu einem Stadtspiel.

Erste Briefe

Nachdem die Bolivianer zurückgefahren waren, kamen nach längerem Warten die ersten Briefe von Wös aus Bolivien. Während der Versprechensvorbereitung der Wös war die Partnerschaft dann noch einmal ein wichtiger Punkt und unsere Kinder schrieben Briefe nach Bolivien.

Angekommen?

Ob sie jemals richtig ankamen - ich glaube nicht, obwohl sie übersetzt vorab per eMail ans Büro in Sucre gingen, lange gab es keinen Kontakt, doch Ende des Sommers 1999 gab es neue gemalte Briefe - jetzt dauerte es bei uns, bis wir antworteten - neue Kinder waren in der Gruppe und sie sollten erst einmal "in der Gruppe" ankommen. Aber zu schnell wurde es November und dann beginnen ja die bolivianischen Pfadfinderferien - also warten bis zum neuen Jahr - und da wurden unsere Briefe nach Bolivien mitgenommen - nur kamen sie trotzdem leider nicht bei den Wölflingen von Kardinal Maurer an, sondern blieben bei jemand anderem in Sucre hängen.

Besuch in Bolivien

Dann waren wir in Bolivien, Albrecht Weil, Sabine Eberle und ich. Wir hatten dann auch Kontakt zu den Kindern des Stammes. Der Stamm ist aufgeteilt sozusagen in drei Unterstämmen - in Santa Rosa, diese Gruppe ist in Yotala, einem Dorf auf dem Land in der Nähe von Sucre, Alexander von Humboldt und Kardinal Maurer - ein großer Stamm (da sind wir ein kleines Häuflein dagegen). Mit diesem Stamm, dies konnten wir klären (also nicht nur mit Kardinal Maurer) haben wir unsere Stammespartnerschaft - ob wir es leisten können? Mit den Leitern besprachen wir, wie die Partnerschaft gelebt werden kann: Wir wollen wieder mit Briefen der Lobados (Wölflinge in Bolivien) an unsere Wölflinge arbeiten, Briefe und Fotos sollen ausgetauscht werden (auch im Hinblick auf die Jufis), evtl. auch Abzeichen und Freundschaftsbändchen (die von den Wölflingen schon gemacht wurden und nun auf die bolivianischen Freunde warten), einen Freundschaftstag verbunden mit einem Chat, evtl. auch eMails der Jugendlichen (insbes. Pfadis) untereinander - und auch zwischen den Leitern. Damit wollen wir erst mal anfangen. Vor allem soll der Kontakt zwischen den Kindern aufgebaut werden. Das ist nicht einfach, weil der Kontakt recht langwierig ist - da muß von den Leitern dann auch Motivationsarbeit geleistet werden - das merken wir bei unseren Wölflingen. Eine weitere Idee unsererseits ist, den Gruppengeburtstag im März - der Tag des Neubeginns mit der ersten Gruppenstunde - gemeinsam mit den Bolivianern zu feiern.

Stammespartnerschaften sind nicht einfach zu pflegen (viel liegt am Engagement der Leiter/innen und der Geduld - hoffentlich auf beiden Seiten), aber wir machen weiter - Vamos caminando juntos: Aleman y Don Bosco Mainz

Karl Heinrich Stein (Diözesankurat und freier Mitarbeiter in Don Bosco)

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