Fast wie im richtigen Leben

Pfingstlager 1997

Ein ganzes Jahr Vorbereitung, unzählige Treffen waren ins Land gegangen und nun war es soweit. Vom 16. - 19. Mai 1997 stieg das Bluefo '97 in Rhens bei Koblenz. Das Bluefo sollte wieder ein großes diözesanweites Lager werden und so kamen 270 Jufis und Gruppenleiterinnen aus allen Bezirken vom Stamm St. Michael in Lauterbach/Schlitz bis hin zum Stamm Folke Bemadotte in Viemheim.

Doch vor den Spaß hatten die Götter die Arbeit gesetzt, und so wurde von der Vorbereitungsgruppe zuerst der Platz unterteilt.

Auf der einen Hälfte des Platzes wurde die Schlafstadt nach Bezirken eingeteilt, während auf der anderen Hälfte des Platzes sich das ganze Lagerleben um einen zentralen Marktplatz gruppierte, an dessen unteren Ende die große Lagerjurte stand. Dieses imposante Bauwerk bestand aus einer doppelt gedehnten Jurte, welche an den vorderen beiden Ecken noch um zwei Jurten erweitert worden war. Im hinteren Bereich, in dem sich die Bühne befand waren noch zwei Konten zur Nutzung als Garderoben- und Lagerraum angebaut. Unterdessen wurde an der oberen Ecke des Platzes in einem Hüttchen das Arbeitsamt eingerichtet, denn auf dem Lager sollte auch ein entsprechendes Programm mit verschiedenen Arbeiten angeboten werden, an welchen sich die Jufis beteiligen sollten. Ebenfalls wurde unterhalb des Platzes das große Küchenzelt aufgebaut, in dem die Dieburger, die sich bereit erklärt hatten, den Küchendienst zu übernehmen, ihr Arbeitsrevier hatten.

Vom Mast in der Mitte des Marktplatzes führten unter anderem der Heimweg, der Georgspfad und das Pfaffengässchen zum Waschhaus, der Jurte und dem Arbeitsamt.

Dann kamen freitags nach und nach die Jufis. Vor der Anmeldung bildeten sich Trauben, aus denen die einzelnen Gruppen sich anmeldeten. Zuerst wurden die Schlafzelte aufgestellt und danach ging es an das Aufstellen der Arbeitszelte, die sich um den Marktplatz gruppierten. Nachdem die Gruppen ihre Jurten und Weißzelte aufgestellt hatten, bekam man zum ersten Mal den Eindruck einer richtigen kleinen Stadt.

Auftakt im Regen

Während den ganzen Tag beim Aufbau der Zelte die Sonne auf uns niederbrannte, zog gegen Eröffnung des Lagers ein Gewitter herauf. Langsam verdunkelte sich um uns herum der Himmel. Aus der Feme konnte man die Regenwolken beobachten, die sich langsam grollend um uns herum näher zogen. Jedoch eine Stunde lang nicht richtig herankamen. Die Blitze vollführten dabei ein imposantes Schauspiel am Himmel. Doch als es dann mit unserer Auftaktveranstaltung losgehen sollte, hatte auch uns das Wetter eingeholt. So kam es, daß bei den ersten Klängen der Bluefo-Kassette dies viele für Donner über uns hielten und in Panik zu ihren Zelten strömten, um ihr Hab und Gut, sprich Schlafsack und Isomatte in Trockenheit zu bringen. Dadurch wurde es in vielen Zelten enger, aber auch gemütlicher.

Danach konnte es endlich losgehen. Der Auftakt wurde aber in seiner Atmosphäre durch die um uns herunterströmenden Wassermassen stark beeinträchtigt. Nach der Vorstellung des Ablaufplanes und der Teilnehmerinnen der Vorbereitungsgruppe, verteilten sich die Jufis wieder auf ihre Schlafstät-ten, um ihre Zelte vor dem drohenden Zusammenbruch, durch den Wind und den Regen, der hereinpeitschte, zu schützen.

Derweil versuchten die Gruppenleiterinnen die Festjurte vor dem Zusammenbruch unter den Wassermassen zu schützen, indem sie sich todesmutig in das Wetter warfen und jede Viertelstunde die Seile nachspannten und die Planen von innen von den auf ihnen lastenden Sturzbächen befreiten.

Nach einer angespannten Nacht wurden wir von einem ziemlich durchweichten Platz empfangen. Auf diesem fand die Morgenrunde in einem Morgennebel statt, in dem man die andere Seite des Platzes nicht sehen konnte, da durch die Wassertropfen alles diesig und klamm war. Das konnte ja heiter werden. Doch Petrus hatte ein Einsehen und so verzogen sich die Wolken, so daß die Sonne hervorlugte und mit ihren Strahlen anfing, uns zu wärmen. Dabei ringen unsere Sachen ziemlich schnell an, zu trocknen. Die Stimmung und der Spaß stiegen sprungartig an.

Arbeitsbeginn

Wie im richtigen Leben, eine Schlange Arbeitsloser wartet vor dem Arbeitsamt auf ArbeitNachdem die Jufis am vorigen Abend ihre Arbeitswünsche abgegeben hatten, arbeitete das Arbeitsamt an der Verteilung der einzelnen Arbeitnehmerinnen auf ihre Arbeitsplätze, und so konnten, die einzelnen Gruppen ihre Arbeit aufnehmen.

Durch die Werbeanzeigen, die im Begleitheftchen erschienen waren und für einzelne Arbeitsplätze warben, waren die Jufis schon auf das, was sie erwartete, eingestellt, und so konnten sie sich ihre Wunscharbeitsplätze aussuchen. Vor den Aushängen bildeten sich lange Schlangen, in denen die Einzelnen versuchten zu erfahren, in welche Arbeitsstätten sie nun eingeteilt waren.

Im Friseurladen Wadamahada konnte jeder seinen eigenen Wagemut testen, und so herausfinden, ob die Teilnehmerinnen ihr Handwerk verstanden. Legen, Waschen, Fönen kein Problem. Nicht umsonst hatten sie mit der Frage "Sie brauchen ein neues Image?" auf sich aufmerksam gemacht. Selbst auf eine Färbung der Haare war man vorbereitet, und hatte dazu alle Materialien bereitgestellt.

Derweil gab es auch noch andere wichtige Einrichtungen, die in einer Stadt nicht fehlen sollten. So gab es natürlich auch eine Zeitung. Deren Reporterinnen zogen über den Platz, um sich über alle Neuigkeiten zu informieren die es gab, um diese dann in Ihrer Zeitung publik zu machen. Ein besonderes Highlight waren dabei die Kleinanzeigen, in welchen ein Herz ein anderes suchte und vielleicht auch gefunden hat. Natürlich gab es auch eine Post. Bei dieser konnte man Briefe in Auftrag geben und verschicken lassen. So war es auch kein Wunder, daß ein lebender Briefkasten über den Platz wandelte, in welchen man seine Briefe einwerfen konnte. Frisch eingegangene Drucksachen wurden dann durch unsere Briefträgerinnen zugestellt. So konnte man sich wunderbar gegenseitig austauschen.

Wer schön sein will muß leiden! Waschen. Legen, Fönen im Friseursalon.Daß wir uns auf der Höhe der Zivilisation befanden, zeigte sich im Vorhandensein einer Radiostation, welche in Ermangelung entsprechender Empfangsgeräte den Platz beschallte. Doch war dies nicht die einzige Unterhaltungsquelle, drang doch aus dem Zelt der Tanzschule die neueste Musik an unsere Ohren, auf deren Rhythmen die Tänzerinnen die neuesten Schrittkombinationen ausprobierten. An anderen Arbeitsplätzen ging es dagegen ruhiger zu. In der Creperie wurden eifrig Teigerzeugnisse hergestellt, welche denen aus der Pizzeria und der Waffelbäckerei in keinster Weise hinterherstanden. Derweil konnten bei "Jufigummigut" Süßwaren in ihrer klebrigsten Form hergestellt werden. Kandierte Früchte, wie man sie vom Rummel her kennt, kein Problem.

Ähnlich klebrig ging es an der Cocktailbar zu. Doch konnte man sich auch sinnvolle Dinge herstellen. Das Bedrucken von Halstüchern mit dem Bluefo-Logo war eine der Möglichkeiten, die in der Arheilger Halstuchfabrik ausgeübt werden konnten.

Da bei sovielen Möglichkeiten einem vor Angebot schlecht werden konnte, hatten wir natürlich vorgebeugt und so gab es einen Sanitätsdienst, der natürlich auf alle Eventualitäten vorbereitet war.

In der Schauspielschule konnte man sich über das Sein oder Nichtsein auseinandersetzen, um so die Tragweite von Emotionen zu erkunden.

Dies wurde von einer Gruppe mit Filmkamera festgehalten, die sich die Dokumentation des Lagers ebenfalls vorgenommen hatte. Am Abend wurden dann die Ergebnisse der einzelnen Gruppen vor den einzelnen Zelten vorgestellt.

Brasilianische Nächte

Abschluss nach dem GottesdienstNachdem die Jufis wieder in ihren Zelten lagen, kam es zur großen brasilianischen Nacht im Blue Shug-garhead, zu welcher die Rüsselsheimer Pfadfinder einluden. Dort gab es neben animierenden Getränken zum einen das Zelt zu bewundern, welches sich durch Lichterketten und Palmwedel mit entsprechendem brasilianischen Flair geschmückt hatte.

Zum anderen kam es durch den Showmaster zu dem Highlight für die verantwortlichen Gruppenleiterinnen, welches in einer Show bestand, welches in einem Lager seinesgleichen sucht. Der Einstieg fand durch einen Limbotanz statt, der die Teilnehmerinnen immer wieder im Kreis führte, bis sie von entsprechenden Rhythmen einer Steelband begleitet unter der Limbostange hindurchtänzelten.

Danach gab es noch eine Gesangsdarbietung und wir näherten uns dem Höhepunkt, dem Auftritt der beiden Sambatänzer. Dazu hatten sich Sven Andree und Michael Helisch in entsprechende Kostüme geworfen und mit Pfauenfedern und hochhackigen Schuhen auf die Bühne begeben, um die Atmosphäre anzuheizen.

Bluefofest

Nachdem wir am nächsten Tag uns noch einmal dem Arbeitsleben hingegeben hatten, kam es am Abend zum großen Abschlußfest. In diesem wurde der fertiggestellte Videofilm dem staunenden Publikum präsentiert, welches so noch einmal die Impressionen der vergangenen Tage Revue passieren ließ.

Danach kam es zur Versteigerung der letzten Erzeugnisse von "Jufigummigut". Um diese rissen sich die Anwesenden und taten sich in Gruppen zusammen, um die entsprechenden Waren zu ersteigern. Den großen Auftritt hatte danach die Theatergruppe, welche mit ihrem futuristischen Stück "Asterix und Obelix im Römernet" die Zuschauer forderte. Dazwischen trat immer wieder die Gruppe der Tanzschule auf, um dem Publikum den neuesten Schrei zu präsentieren.

Danach kam es zum großen Auftritt von zwei Sambatänzerinnen, welche den Auftritt der beiden Tänzer vom Abend vorher wiederholten.

Da leider jedes Fest enden muß, war auch dieses zu Ende, als die durch das Programm führenden Leiter den auf einen alten Presley-Song gereimten Hit "In the Bluefo" zum besten gaben.

Damit war der Tag der Abreise gekommen. Nachdem wir in einem wunderbaren Gottesdienst noch einmal für die verbrachten schönen Tage dankten, begannen wir mit dem Abbau der Zelte, wodurch sich unsere Stadt wieder in den Platz verwandelte, welcher uns empfangen hatte.

Markus Ott, Jungpfadfinderleiter aus Rüsselsheim

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