Sag ich‘s oder sag ich‘s nicht oder "Leben in Wahrheit"

(aus: Schlaglichter Nr.62/04)

Gedankensprünge

Ich sitze gerade unter meinem Lieblingsbaum. Hier kann ich meine Gedanken am Besten sortieren. Meine Gedanken kreisen um das Thema Wahrheit. "Leben in Wahrheit", was bedeutet das. Was bedeutet es für mich. Was bedeutet es anderen Menschen...

Jeden Tag werden wir mit Lüge und Wahrheit konfrontiert und jedes Mal muss man sich entscheiden welche der beiden Möglichkeiten man wählt. Manchmal in Bruchteilen von Sekunden muss man die Vor- und Nachteile seiner baldigen Aussage einschätzen können und bewerten.

Jeder hat in seinem Leben schon gelogen und sei es nur eine Notlüge gewesen. "Lügen haben kurze Beine" und "Wahrheit wehrt am längsten". Diese Sprüche kennt jeder und doch ist man immer wieder versucht der Wahrheit zu entgehen. Woran liegt das?

Wahrheit ist nicht immer schön. Es ist einfacher eine "nette" Wahrheit zu sagen als jemanden gegenüber Kritik zu äußern oder seine eigenen Fehler einzugestehen. Ich bin für mich zum Ergebnis gekommen, dass es sehr viel mit Mut zutun hat. Man hat oft Angst vor dem Verhalten seines Gegenübers, wenn man ihm die Wahrheit mitteilt. Man muss vieles in Kauf nehmen: Erst muss man den ganzen Mut zusammen nehmen, um überhaupt einem die Wahrheit zu sagen und dann muss man auf ein Echo gefasst sein. Man riskiert was! Und man kann verlieren!

Für mich habe ich folgendes Fazit daraus gezogen: Ich verlange von mir die Wahrheit zu sagen, aber ich verlange von mir ebenfalls, dass ich von anderen die Wahrheit ertrage. Wie schon gesagt, ist es für jemanden der die Wahrheit sagt oft eine große Überwindung dies zu tun, dann ist es aber auch nur fair ihn dafür nicht zu verurteilen. Es ist eine Art Vertrauensspiel: Indem ich ihm die Wahrheit sage, lasse ich mich rücklings in dessen Arme fallen. Im Gegenzug will ich von ihm aber auch aufgefangen werden. Wie diese Person dann darauf reagiert, steht auf einem anderen Blatt, aber ich war so fair und habe ihm überhaupt die Chance gegeben darauf zu reagieren. Natürlich kommt es auch darauf an wie man einem etwas sagt, aber solange nichts vorgeheuchelt wird und es nicht verletzend verpackt ist, müsste mein Gegenüber damit umgehen können.

Leider gibt es recht viele Menschen die lieber mit einerLüge leben, obwohl sie die Wahrheit eigentlich kennen, um den Schein zu waren. Lügt man sich damit nicht selbst an? Ich verleugne mich damit doch selbst, oder nicht? Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass eine Lüge an einem zehrt. Langsam, aber stetig. Und das ist Stress! Man verstrickt sich selbst und hat Angst aufzufliegen. Das ist ein Scheißgefühl! Nachdem ich die Wahrheit gesagt hatte, fühlte ich mich erleichtert und konnte einen neuen Anfang starten. Die Reaktion, die ich erwartet hatte, war halb so schlimm. Im Nachhinein greife ich mir an den Kopf und frage mich warum ich mich diesem Stress nur ausgesetzt habe. Ein Leben in Wahrheit ist bestimmt nicht leicht, aber ich fühle mich damit freier!

Conny Schmitt, MdR

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