Reden ist Silber, Erleben ist Gold!

(aus: Schlaglichter Nr.62/04)

Diözesanversammlungen sollen nicht nur reine Wahlorgane für den Vorstand sein, viel mehr geht es darum, zusammen festzuklopfen, wo das Schiff"Diözesanverband" hin segeln soll. Von daher kann man von der diesjährigen Versammlung mit Fug und Recht von einer zukunftsweisenden Versammlung sprechen. Zumindest was die Entscheidungen angeht. Doch auch wie diese zu Stande gekommen sind, zeigt uns, worauf es in unserer Arbeit ankommt. Zusammen reden, über Grenzen der einzelnen Ebenen hinweg, das Für und Wider abwägen, zu einer guten Entscheidung kommen. Klar, dass der ein oder andere, der viel Energie in die Diskussion und seine Visionen gesetzt hat, jetzt erst einmal Trauerarbeit leisten muss. Aber wichtig ist, dass wir uns und vor allem denen, die nach uns das Diözesanschiff steuern müssen, ein ausreichend breites und tiefes Flussbett geschaffen haben.

Bevor es bei den wichtigen inhaltlichen Punkten der Diözesanversammlung vergessen geht, eins vorneweg: Auch beim langwierigen Berichtsteil der Versammlung sind neue Wege eingeschlagen worden. Bei einer Berichtsmesse wurden einerseits lästige Lesepausen umgangen und andererseits ein kreativerer Umgang mit den Berichten gesucht. Wenn auch die Messe eher zum Plausch über dies und jenes wurde: Vielleicht war es gerade dieser Austausch, der sonst bei Versammlungen nicht zustande kommt.

Zu kurz kam der Austausch wohl bei der Frage nach der Bolivienpartnerschaft. Und das keineswegs nur wegen dem Antrag auf Schluss der Rednerliste. Denn die Redner redeten offenbar aneinander vorbei. Es ging keineswegs darum, mit einem Antrag das Thema Bolivien oder unsere bisherigen Vertragspartner abzuwatschen, sondern darum, nach einer Bestandsaufnahme die Konsequenzen für einen Vertrag zu ziehen, der - obwohl er unseren Zielen entspricht - so nicht umsetzbar ist (wie der ursprüngliche Vertrag, der die Messlatte tiefer gelegt hatte, übrigens auch nicht erfüllbar war). Von Argumenten, dass die Partnerschaft in unserem Verband nicht geerdet werden konnte, ganz abgesehen. Die Erzeugung moralischen Drucks auf die Versammlung bewirkte, dass eine Entscheidung getroffen wurde, die immer noch Fragen offen lässt. Doch eines sollte klar geworden sein: Wir können nicht mehr Kraft auf unsere Partnerschaft verwenden, als auf unsere eigentliche Arbeit. Erst recht nicht, wenn die treibenden Kräfte fehlen und die Begeisterung nicht überschwappen kann. So hat die Versammlung denn auch gut daran getan, diese Baustelle zu schließen, dass wir auch die Möglichkeit haben, neue Impulse aufzunehmen. Vielleicht sogar welche, die wirklich von der nachrückenden Generation getragen werden. Zumindest dafür war nämlich die Situation in der Schwebe bisher eher Blockade denn Wegbereiter gelebten Pfadfindertums.

Der Studienteil zur Reform der Bezirksgrenzen war gut besuchtZum Thema Nummer 1 der Versammlung: Es gibt neue Bezirke. Drei Stück an der Zahl. Und das ist gut so. Die Versammlung und die Gäste beim Studienteil haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ein kompletter Neuanfang - auch mit Aufteilung eines Bezirks - stand der pragmatischeren Lösung - eine einfache Zusammenlegung - entgegen. Die Wahl der pragmatischeren Lösung zeigt zweierlei: Zum einen den Wunsch einer schnellen Einrichtung der neuen Strukturen und eine zahlenmäßig gute Ausstattung der neuen Bezirke, andererseits aber auch den fehlenden Mut zu einem Abenteuer, dessen guter Ausgang als nicht so ganz sicher eingeschätzt wurde.

Bei der Diskussion spielten eine Menge Emotionen mit. Das war zu erwarten und zeigt durchaus, dass viele Pfadfinder in ihren Bezirken verwurzelt sind. Was allerdings nicht hätte sein müssen, waren so manche verbale Entgleisungen. Damit seien jetzt nicht mal die offensichtlichen (freudschen?) Versprecher gemeint, wie beispielsweise Bergstraße als das "kleinere Übel", sondern viel eher der zuweilen aggressive Ton der Diskussion. Genau darauf kommt es jetzt an: Die neuen Partner müssen offen miteinander reden, Ängste müssen ihren Platz haben dürfen. Aber so, dass sie keine Anklage gegenüber dem größeren Bruder darstellen. Reden ist also Silber. Aber was ist Gold? Schweigen keinesfalls. Erleben ist Gold. Die neuen Bezirke müssen nun erleb- und erfahrbar für die einzelnen Leiter werden. Nur dann kann ein gemeinsamer Neustart gelingen. Packen wir es an!

Marcus Ohl, MdR

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