Wo hat Gott seinen Platz im Sommerlager?

(aus: Schlaglichter Nr.51/01)

Wieder ist es soweit, die Planungen fürs Sommerlager 2001 haben begonnen oder sind bereits in entscheidende Phasen eingetreten. Da kommt die Frage: Wie halten wir es mit religiösen Elementen und mit dem Gottesdienst am Sonntag?

Gerade angesichts dieser Frage wird oft deutlich, wie schwer man sich in Leiterrunden tut, über religiöse Themen und Fragen ins Gespräch zu kommen.

Wieder kommt die Idee ins Bewusstsein, dass man sich ja schon länger mal über Glaubensthemen in der Runde hatte austauschen wollen, dafür erscheint allerdings die Zeit zu kurz und die Frage stellt sich sowieso, wer denn ein solches Gespräch vorbereiten bzw. anleiten könnte.

Tja, da steht man nun mit seinen hehren Pfadfinderidealen, der Tradition verpflichtet und doch unschlüssig und unsicher in der Weise, wie man mit Kindern und Jugendlichen, auf eine Ebene kommen soll, die den Leitern oft selbst so unsicher und ungewohnt erscheint. Also, was tun, um aus diesem Dilemma einen Ausweg zu finden.

Zunächst das Sommerlager schon in der Planung als einen Ort wahrnehmen, der in ganz besonderer Weise das Zusammensein unter Kindern und Jugendlichen prägt. Gelingt das Sommerlager, eine alte Erfahrung, kann der Stamm noch lange Zeit die entstandene Dynamik für den "Gruppenalltag" nutzbar machen.

Lagergottesdienst in einer Jurte, die Atmosphäre mach'sDas Zusammensein im Lager, das positive Erleben von Gemeinschaft und von den Problemen, die aus ihr erwachsen können, das unmittelbare Erleben von Natur und Naturgewalten (wie Feuer und Wasser), das gemeinsame Erleben von Grenzsituationen ist für Kinder und Jugendliche eine wichtige und prägende Erfahrung.

Zuhause ist es äußerst schwierig, auf ähnliche Erfahrungsebenen zu stoßen. Viel zu groß ist die Wirkung von Fernseher und Computer auf Kinder und Jugendliche, nicht zuletzt auch dahingehend, dass die Medien selbst den Spielpartner, wenn auch nicht ersetzt, so doch etwas an den Rand gedrängt haben.

Vieles wird nicht mehr unmittelbar erlebt, sondern mittelbar über die neuen Medien. Das geht Erwachsenen ähnlich; sei es nur der gelegentliche Chat via Internet mit Gesprächspartnern, denen man noch nie Auge in Auge gegenübersaß.

Dieses unmittelbare Erleben ist es also, was jedem Lager so einen einzigartigen Erlebnishorizont verleiht, vielleicht ist der heute sogar größer als der in früheren Generationen, gerade weil er so ganz anders ist als der sonst erlebte Alltag von Kindern und Jugendlichen. Wenn wir unmittelbar erleben, dann sind unsere Gefühle, die wir dabei empfinden besonders authentisch, Freude, Geborgenheit, Leid und Traurigkeit, Harmonie und Zwietracht. Wenn wir in dieser Weise in einer Gruppe empfinden, dann braucht das eine Ausdrucksmöglichkeit. Leiter haben auch eine Verantwortung übernommen, dem inneren Fühlen und Erleben von Lagerteilnehmern einen Raum zu geben.

Da hat der allabendliche Impuls oder der Tagesrückblick in der Gemeinschaft am Lagerfeuer seinen Platz. Und ich glaube, es wird für Kinder und Jugendliche um so intensiver, wenn es gelingt, die eigene erfahrbare Ebene nochmals zu überschreiten, sich auf eine "höhere Wirklichkeit" (Gott) hin zu orientieren. Plötzlich erhalten Dank und Bitte einen neuen Rahmen, sind Verdichtungen des eigenen Erlebens. Wo solche religiösen Erfahrungsräume eröffnet werden in kind- und jugendgerechter Weise, da wird sicherlich auch eine ganz eigene Innerlichkeit im Umgang miteinander zu spüren sein. Damit dies gelingt, müssen Impulse ebenso gut vorbereitet sein wie das Geländespiel oder andere Lagerevents. Es ist wichtig, dass jeder Leiter für sich eine Form entwickelt, einen Impuls zu gestalten, in der auch etwas seines eigenen Fühlens und Erlebens zum Ausdruck kommt.

Ebensolches gilt für die Feier des Gottesdienstes, wenn es da einer Gruppe gelingt, sich selbst wiederzufinden und Erfahrenes nochmals zu verdichten oder sogar zu übersteigen, da wird man das auch im "alltäglichen" Lagerklima spüren. Es lohnt sich also für Leiterrunden da hineinzuspüren, wo Kinder und Jugendliche durch die Lagersituation besondere Erfahrungen machen können, und diese als Anknüpfungspunkte für religiöse Elemente zu nutzen. Vor allem lohnt es sich aber für die Kinder und Jugendlichen, die auf diese Weise Deutungsmöglichkeiten für ihr Leben an die Hand bekommen, die ihnen sonst nur schwer zugänglich sein werden.

Es wäre schön, mit Euch über religiöse Lagertraditionen und neue Akzentsetzungen ins Gespräch zu kommen. Meldet euch doch mal!

Markus W. Konrad, zukünftiger Diözesankurat

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