Maria Einsiedel

(aus: Schlaglichter Nr.50/01)

Eine (Traum) Reise wert

Warnung, das wird kein journalistisch einwandfreier Leitartikel. Du, der Leser / die Leserin wirst persönlich angesprochen werden (eine Todsünde für jeden Zeitungsmacher), es werden nur recht wenig Fakten beschrieben (der Redakteur würde mich vierteilen) und außerdem soll Deine Phantasie angesprochen werden (also die linke, kreative und ungeordnet denkende Gehirnhälfte, nicht die rechte, analytische, logisch schließende). Ich möchte Euch entführen in die Gehirnwindungen der Teilnehmer der diesjährigen Diözesanversammlung. Merkwürdig sieht es hier aus. Gar nicht, wie man sich im allgemeinen eine Hirnwindung vorstellt. Bunt ist es, wilde Ideen huschen häufig an Dir vorbei, einige kannst Du mit einem schnellen Blick erhaschen, andere sind zu flüchtig, um sie festhalten zu können. Das ein oder andere Mal erschüttert ein Lachen den ganzen Körper, und Du wirst in den Gehirnwindungen durchgeschüttelt. Es wird Zeit, dass wir uns auf dem Weg machen in das Zentrum des Bewusstseins, dort wo alle Gedanken herzukommen scheinen. Was wird Dich dort erwarten?

Diözesanes Zentrum

Vor Dir baut sich das Diözesanhaus des DPSG Diözesanverbandes auf: Maria Einsiedel in Gernsheim. Ganz offensichtlich machen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der diesjährigen Diözesanversammlung Gedanken um die mögliche Zukunft ihres diözesanen Zentrums. Gebäude und Umgebung sehen hier anders aus, merkwürdig verändert. Du lässt Dich ein auf einen kleinen Rundgang, ein Rundgang der gleichzeitig auch ein Rundgang durch die Phantasie der Versammlungsteilnehmer ist.

Das neue Bettenhaus von vorne.  Hier könnte ein kleiner Park mit Ententeich und seltenen Fröschen entstehen.Er beginnt auf dem Zeltplatz. Durch das Lagertor am Eingang trittst Du auf das Gelände. Der Platz ist nicht wiederzuerkennen. Wo ist denn bloß der große Fußballplatz geblieben? Statt dessen ist der Platz durch Sträucher und Hecken unterteilt, so dass kleine Lagerplätze entstanden sind. Gemütlich schaut es aus, das Gras lädt ein, Kohte und Jurte aufzuschlagen und ein Feuer zu machen. Zu diesem Zweck stehen tragbare Feuerschalen zur Verfügung, die von den Beleggruppen ausgeliehen werden. So wird verhindert, dass sich der ganze Zeltplatz in eine einzige Feuerstelle verwandelt, der Platz bleibt somit auch noch für die nachfolgenden Gruppen gepflegt und schön.

An dem fest eingebauten Fahnenmast vorbei, an dessen Spitze das Georgsbanner weht, überschreitest Du den Platz in Richtung Waschstelle. Zwei lange Waschbecken stehen sich gegenüber und erwarten die Zähneputzer, Kopfwäscher, Wasserholer, Wäschereiniger und die Zitronenteezubereiter. In der Erlebnisecke erhebt sich eine Kletterwand. Sie lädt ein, beim Abseilen und Klettern seine Fähigkeiten und Grenzen auszuprobieren. Nebenan stehen kleine tragbare Tore für das Fuß- und Handballsspiel. Sie können bei Bedarf auf- und, wenn die Rasenfläche anderweitig benötigt wird, wieder abgebaut werden. Du bewegst Dich auf den Sinnespfad zu. Unterschiedliche Bodenbeläge wollen mit blanken Füßen erspürt werden. Du verlässt den Zeltplatz wieder auf dem gleichen Weg, den Du gekommen bist - durch das Lagertor und begibst Dich auf das Gelände in der Umgebung der Häuser. Auch zu diesem Komplex haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diözesanversammlung Gedanken gemacht. Dir fallen sofort die vielen Spielmöglichkeiten für Kinder auf: Einige der Bäume sind ausgewiesene Kletterbäume. Kinder tummeln sich auf den Asten. Hinter dem Haus St. Franziskus, dem neuen Bettenhausbau, ist Wasserplanschen zu hören. Ein Blick um die Ecke und Du erkennst einen Wasserspielplatz: ein Becken, nicht sehr tief, in dem Kinder spielen können, ohne dass die Gefahr besteht, ertrinken zu können. Im übrigen befindet sich auf dem Gelände ein Spielplatz, auf dem Kooperation-und Abenteuerspiele durchgeführt werden können. Ein besonderes Highlight (oder sollte man besser von einem Lowlight sprechen) ist das Tunnelsystem, das sich unter dem Hügel hinter dem Haus St. Franziskus erstreckt. Hier können die Tunnel von kleinen Höhlenforschern entdeckt und erkundet werden. Nachdem Du den Staub von Deiner Kleidung abgeklopft hast, gehst Du an den fest installierten Tischplatten vorbei, zum Eingang des Hauses Sankt Franziskus. Von außen hat sich das Haus kaum verändert, nur auf dem Dach glänzt eine Solaranlage in der Sonne. Dort wird Strom und heißes Wasser für ganz Maria Einsiedel umweltfreundlich produziert. Pfadfinder haben darauf gedrängt, die Sonnenenergie zu nutzen.

Die Rückfront des Bettenhauses.  Hier könnte einmal die Aussenanlage des Saunabereiches entstehen.   Natürlich mit Sichtblende, damit die Saunagäste von den entsetzten Blicken der Wallfahrer geschützt sind.Im Innern des Hauses hat sich vor allem die Ausstattung verändert. Im großen Tagungssaal, dem Baden-Powell-Saal, im Erdgeschoss ist eine Leinwand fest an der Decke installiert. Bei Bedarf kann sie einfach runtergezogen und verwendet werden. Die passende technische Ausstattung (Videobeamer, Overhead, Pinwände und Flipchart, Magneten für die Magnetwände) ist im Haus Maria Einsiedel zu leihen. An den Wänden sind kleine Häkchen angebracht. Dort können Dekorationsmaterialien einfach und schnell angebracht werden. Verlassen wir den Baden-Powell-Saal und wenden wir uns anderen Räumen im Haus zu. Die Küchen im Haus St. Franziskus sind perfekt ausgestattet: Messer, Gabeln, Löffel, Teller, Töpfe, Schüsseln in ausreichender Zahl sind vorhanden. Ebenso wie Reinigungsutensilien. Aus dem Keller lässt sich lautes Hämmern und Sägen vernehmen. Du bist neugierig geworden und folgst deshalb dem Lärm, gehst die Treppe nach unten und betrittst den Werkraum. Eifrig bastelnde Kinder und Jugendliche arbeiten hier. Das Werkzeug, so erzählt man Dir, habe man nicht mitgebracht, sondern wurde vom Hausmeister geliehen. Die "Handwerker" haben wenig Zeit, brauchen den Platz und bugsieren Dich höflich, aber bestimmt wieder nach draußen. Wieder im Gang fällt Dir auf, dass das Innere des Hauses ansprechend dekoriert und gemütlich gestaltet ist. Bequeme Bänke und Sessel laden zu angeregten Gesprächen ein.

Palmen, Farne und Kakteen

Im Eingangsbereich des Hauses wirst Du von einer riesigen Vielfalt von Pflanzen überrascht. Palmen, Farne, Kakteen und vieles mehr erwarten den Besucher. Auch hier sind die Wände ansprechend mit Pfadfmdermotiven und -plakaten dekoriert. Indirekte Beleuchtung schafft eine angenehme und ruhige Atmosphäre. Eine Wand im Eingangsbereich ist ganz der DPSG gewidmet: ein Pfadfindermuseum informiert über die Geschichte der Pfadfinderei im allgemeinen und der DPSG im speziellen. Über einen Touchscreen können die neuesten Informationen über die DPSG im Diözesanverband abgerufen werden. Vorbei an der Bibliothek, wo Spielmaterialien, Bücher und Infomaterialien ausgeliehen werden können, geht es hoch in die "Gummizelle", einem Raum, der ganz mit Matratzen ausgekleidet ist, in dem sich Kinder und Jugendliche richtig austoben können: Kissenschlachten, wildes Herumtollen oder das Einrichten einer Kuschelecke ist hier möglich. Dir ist im Moment nicht nach allzu viel Bewegung (Du bist ja schon länger unterwegs), sondern begibst Dich in den Keller - in den Wellness-Bereich. Whiripool, Sauna, Tauchbecken und Pool wollen Dir Deinen Aufenthalt in Maria Einsiedel so angenehm wie möglich machen. Der Liegebereich, in der Hand ein Drink aus der Cocktailbar lassen Dich Deine Alltagssorgen schnell vergessen. Vergessen willst Du aber in keinem Fall, das letzte Haus auf Deinem Rundgang zu besuchen, das Alte Kloster. Der Schwerpunkt bei der Gestaltung dieses Hauses, so kommt es Dir vor, lag wohl auch im Wellness-Bereich. Du spürst den Duft von Aufgüssen und Tauchbecken in Deiner Nase, Du hörst die Schreie aus der "Gummizelle" zum Aggressionsabbau und das Geproste aus der Dunkelbar. Wem dies alles zu gesund ist, so stellst Du fest, kann im Erdgeschoss der Muße frönen. Im Kaminzimmer befindet sich ein Klavier, auf dem Chopin, Mozart, oder Jerry Lee Lewis zu hören ist. Im Wintergarten mit angeschlossener Terrasse werden die Elegien von Goethe zitiert. Du möchtest noch die Schlafzimmer im Obergeschoss besichtigen. Dort sind die einzelnen Schlafräume mit unterschiedlichen gestalterischen E-lementen versehen: Ein 68er-Zimmer folgt auf das Flower-Power-Zimmer, ein Bauern-zimmer ist ebenso vertreten wie ein Kreativzimmer oder ein Zimmer, wie aus 1000 und einer Nacht...

Noch Fragen?

Die Natur in Gernsheim lädt zum Wandern ein.  Schön wäre da eine Pilgerkneipe in der neuen Pilgerhalle, mit heißem Grog in strengen Wintern.Spätestens jetzt wirst Du, lieber Leser/liebe Leserin, fragen, was das alles Soll. Geht es hier um den Nachweis, wie kreativ und und versponnen Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmer sind? Ist hier lediglich eine schöne Traumreise erzählt, die letztlich mit der Realität im Diözesanverband nur wenig gemein hat? Was hat das mit mir als Pfadfinderin und Pfadfinder zu tun? Ich denke, die Vorstellungen und Pläne der Delegierten auf der Diözesanversammlung machen eines deutlich: es ist für uns als Verband ungeheuer wichtig, einen Ort, ein Zentrum wie Gernsheim zu haben. Das Jugendhaus Maria Einsiedel ist eine Chance für uns, die es zu ergreifen gilt. Wo sonst lassen sich verbandliche Inhalte, wie Bewahrung der Schöpfung, Integration von Behinderten, eine auf Erfahrung basierende Spiritualität und das Erleben von Abenteuer so konkret und praktisch fassen? Unsere Erfahrung und unser Know-How in Bezug auf die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen können in Maria Einsiedel einfließen, wenn wir es wollen. Denn wir haben hier Mitsprachemöglichkeiten, was die Planung und Ausgestaltung betrifft. Eine Chance bietet sich gerade uns als Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Gernsheim. "Verlasst die Welt ein bisschen besser als Ihr sie vorgefunden habt" dieser Leitsatz "BiPi's" gilt auch für unser Diözesanheim. Dieser Auftrag kann in Maria Einsiedel verwirklicht werden. Wir sind aufgerufen, die Welt besser zurückzulassen, unser Diözesanheim kann der "Welt" als kleines Modell dienen, welche Strukturen geschaffen werden müssen, damit das Zusammenleben von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gelingt. Aber auch hier heißt es für uns, sich an der Gestaltung des Hauses und des Geländes zu beteiligen. Pfadfinder haben sich schon immer dadurch ausgezeichnet, neue Wege zu gehen, ihre Visionen und Träume zu verwirklichen. Daran hat sich sicherlich bis heute nichts geändert. In Maria Einsiedel steht uns die Möglichkeit offen, unsere Wünsche und Visionen einzubringen. Gernsheim als einen Platz zum Austoben, zum Ausprobieren und Gestalten zu sehen und die Möglichkeiten, die das Diözesanhaus bietet, zu nutzen, diese Chance ist für alle Pfadfinderinnen und Pfadfinder im Bistum gegeben: Wagt es!

Stefan Caspari, Diözesanvorsitzender

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