Was seid ihr wert?

(aus: Schlaglichter Nr.63/04)

Eure ehrenamtliche Tätigkeit in der DPSG

Habt ihr euch einmal Gedanken gemacht, was ihr wert seid? Blöde Frage? Keineswegs. Gemeint ist hierbei gar nicht euer Wert als Mensch, sondern euer Wert für die DPSG und die Gesellschaft. Würde man euer Engagement in Geldwerten ausdrücken, so käme man – nur die Leiterinnen und Leiter der DPSG betrachtet – in einem Jahr auf rund 80 Millionen Euro (Richtig, das ist die Zahl mit den sieben Nullen) erbrachte Leistung. Wie man auf eine solche Zahl kommt und wer so etwas ausrechnet, dazu später mehr.

Aber ihr seht, euer Engagement ist eine Menge wert. Ohne die ehrenamtliche Tätigkeit Tausender von Leiter (mehrere Hundert davon in unserer Diözese) würde der Gesellschaft etwas fehlen. Um dieses Engagement, soziales, ehrenamtliches oder auch bürgerschaftliches Engagement wie es oft genannt wird, soll es also in dieser Ausgabe der Schlaglichter gehen. Warum wir uns gerade jetzt diesem Thema widmen, liegt auf der Hand: Die 72-Stunden-Aktion wirft ihre Schatten voraus (mehr dazu in diesem Heft) und viele Pfadfinderstämme werden vom 7. bis 10. Oktober noch mehr für die Gesellschaft tun, als sie ohnehin schon leisten.

Dass sich Pfadfinder so über die Maßen stark engagieren, hat viele gute Gründe. Zum einen steckt das Engagement für die Gesellschaft und in der Gesellschaft schon in den Wurzeln unseres Verbands. Lord Robert Baden-Powell, Gründer der Pfadfinderbewegung, hat einen Satz gesagt, den ihr wahrscheinlich alle kennt. Es ist wohl der meist zitierte Satz von ihm, und wenn er auch zu nahezu jeder Gelegenheit angebracht wird, so ist er dennoch für unser Engagement von großer Bedeutung: „Verlasst die Welt ein Stück besser, als ihr sie vorgefunden habt!“ Dieser Auftrag ist Programm – auch heute in der DPSG. Er ist nicht zu verwirklichen ohne viel persönliches Engagement.

Der Einsatz für eine bessere Welt fängt in den Gruppenstunden vor Ort an. Dort bekommen Kinder und Jugendliche eine Alternative zu rein konsumierenden Freizeitaktivitäten geboten. Ihr als Gruppenleiter leistet Euren Beitrag für die Gesellschaft, indem ihr – manchmal bewusst und manchmal sicher auch unbewusst – eine erzieherische Funktion einnehmt. Wenn die Gruppenkinder auch nur einmal in der Woche und zum Sommerlager unter Eurer Obhut stehen, so prägt die Pfadfinderlaufbahn sie doch – und auch ihre Einstellung zu gesellschaftlichem Engagement. Das werdet ihr am besten an euch selbst merken, wenn ihr auf eine Zeit als Gruppenmitglieder zurückblicken könnt.

Auch auf Bezirks-, Diözesan- und Bundesebene leisten Pfadfinder ihren Einsatz. Sie sind in der Ausbildung tätig und sorgen auf diese Art und Weise dafür, dass die Gesellschaft einen Nutzen von der DPSG hat.

Neben der ganz alltäglichen Arbeit, die alleine schon unverzichtbar und ohne ehrenamtlichen Einsatz nicht leistbar wäre, engagieren sich viele Pfadfinder noch weiter für die Benachteiligten unserer Gesellschaft. Ob die Jahresaktion „Flinke Hände“ oder viele Projekte in Diözesen, Bezirken oder Stämmen – Pfadfinder helfen, wo sie können, ob mit materieller oder immaterieller Hilfe. Auch deutliche Worte und Zeichen können helfen, Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Wenn Wölflinge Spielplätze testen und auf Grund ihrer Ergebnisse Mängel beseitigt werden, ist das ebenfalls ein Verdienst, der allen zu Gute kommt. Es gäbe zahlreiche weitere Beispiele. Besonders bei der Behindertenarbeit und Interkulturellem Lernen hat sich die DPSG noch intensiver mit ihren Möglichkeiten, die Welt besser zu machen, befasst. Aber auch im kirchlichen und politischen Bereich erhebt die Pfadfinderbewegung immer stärker ihre Stimme. So ist das Friedenslicht mittlerweile weit mehr als nur ein Symbol. Zahlreiche Aktionen rund um die kleine Flamme zeigen, wie rührig und aktiv Pfadfinder sein können.

Bei up2date haben Leiterinnen und Leiter ein weiteres Engagementgebiet wieder ganz oben auf die Agenda gebracht: Umweltschutz, die Bewahrung der Schöpfung Gottes, ist ein zentrales Element pfadfinderischen Erziehens und pfadfinderischen Lebens. Ob es ganz konkrete Umweltprojekte sind (es muss ja nicht unbedingt gleich ein Biotop sein) oder aber auch der kontinuierliche Einsatz, Müll zu vermeiden und die Natur möglichst wenig zu belasten, zeigt das Engagement für Pflanzen und Tiere.

Pfadfinder und ehrenamtliches Engagement für die Gesellschaft sind also untrennbar miteinander verbunden. Und wie im geflügelten Wort „Einmal Pfadfinder immer Pfadfinder“ deutlich wird, ist diese Lebensauffassung für uns prägend bis weit über die aktive Pfadfinderlaufbahn hinaus. Viele Pfadfinder übernehmen nach ihrer Leitertätigkeit oder Gremienarbeit in anderen Bereichen ihre Verantwortung für das Miteinander wahr. Einige gehen in die Politik (sogar im Bundestag gibt es Ex-DPSG’ler) oder engagieren sich in sozialen Verbänden. Viele sind ehrenamtlich in der Kirche tätig oder kümmern sich um vernachlässigte Menschen. Das Feld ist riesig, in dem Ehemalige das pfadfinderische Prinzip weiterleben. Wer übrigen Ideen sucht, nach seiner Zeit als Gruppenleiter in Kirche oder Gesellschaft aktiv zu werden, findet Vorschläge auf der Rückseite dieser Schlaglichter.

Doch nun noch einmal zurück zu den Zahlen: Wie erwähnt, ist euer Engagement vor Ort viel wert, nämlich fast 80 Millionen Euro jährlich. Wie kommt man auf diese Zahlen? Dazu eins vorweg: Errechnet wurde der Betrag im Rahmen einer Stellungnahme, die die DPSG auf Anf rage der Kommi s s ion „Bürgerschaftliches Engagement“ des Deutschen Bundestages verfasst hat. Die Rechnung ist nun eine ganz einfache: In 1.400 Stämmen werden in vier Altersstufen in ca. 40 Wochen pro Jahr Gruppenstunden von einer durchschnittlichen Dauer von 3 Stunden abgehalten (dabei sind auch Sonderaktionen und Wochenenden eingerechnet, deshalb die drei Stunden). Das macht 672.000 Gruppenstunden. In der Regel gibt es mindestens zwei Leiter pro Gruppe. Rechnet man nun noch zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit, so ergibt sich bei einer angenommenen Stundenaufwendung von 20,45 Euro (der Betrag ist nicht als Gehalt zu sehen, sondern bezieht sich auf die Kosten, die eine Fachkraft verdienen würde + Sozialversicherungsbeiträge + weitere Lohnzusatzkosten): 1.400 (Stämme) * 4 (Altersstufen) * 40 (Wochen) * 5 (Stunden) * 2 (Personen) * 20.45 € = 45.808.000 €

Dazu kommen jetzt Sommerlager und kürzere Ferienfreizeiten. Dabei wird davon ausgegangen, dass es in den 1.400 Stämmen jährlich ein Sommerlager von 14 Tagen gibt. Angenommen die Gruppenleitung ist täglich 16 Stunden aktiv mit der Betreuung der Teilnehmer beschäftigt und es sind fünf Leiter mit auf Fahrt (was ich sehr niedrig angesetzt finde, denn egal ob der ganze Stamm wegfährt oder die Stufen einzeln, es werden mehr als fünf Leiter unterwegs sein), so kann bei Kosten von erneut 20,45 € pro Stunde folgende Rechnung aufgestellt werden: 1.400 (Stämme) * 1 (Sommerlager) * 14 (Tage) * 16 (Stunden) * 5 (Personen) * 20,45 € = 32.065.600 €

Zusammen ergibt das: 45.808.000 € (für Gruppenstunden)+ 32.065.600 € (für Sommerlager) = 77.873.600 €

Eine stattliche Summe, die wir also für die Gemeinschaft erwirtschaften (Die Zahlen stimmen übrigens nicht ganz mit der Stellungnahme überein, aber bei der Größenordnung macht eine Million mehr oder weniger auch nicht mehr viel aus…). Und das beste dabei ist doch: Obwohl es viel zu oft keiner dankt (für so ein gewaltiges Sümmchen sollte das doch schon manchmal drin sein) und der Stress manchmal auch ins Unermessliche wächst: Pfadfinderarbeit macht eben einfach auch Spaß. Und was könnte es besseres geben, als Gutes zu tun und dabei Spaß zu haben. Und den wünscht die Redaktion auch für alles künftige Engagement und all den Teilnehmern der 72-Stunden-Aktion. Packen wir es an!

Marcus Ohl, MdR

DruckansichtTeilen auf TwitterTeilen auf Facebook Letzte Aktualisierung: 22-04-2005

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