Mainzpiration ‘04

(aus: Schlaglichter Nr.65/04)

Mainzpiration 2004 - das unbekannte Wesen

Was für ein Wochenende! So viel gelacht haben wir schon lange nicht mehr. Und auch das Gefühl, wirklich den Horizont erweitert zu haben, war echt eine Bereicherung. Wie gut, dass ich die Anmeldung nicht auf die lange Bank geschoben habe, wie gut, dass ich auch den Freunden mal abgesagt habe, obwohl mich die "7 Zwerge" im Kino schon gereizt hätten.

Wenn ich nicht vorher auf einem Woodbadgekurs gewesen wäre, hätte ich mir auch nicht träumen lassen, was man mit einer Gruppe so auf die Beine stellen kann. Nachdem wir den Freitagabend im Medien-Urwald verbrachten (hier hat sich das Team echt Mühe gegeben, von der Fernsehecke bis hin zum Stammtisch war alles vertreten. Und Sonja im Dirndl - es hat echt alles gepasst).

Freitagabend ist es natürlich wieder spät geworden. Man trifft die Pfadfinderfreunde aus der ganzen Diözese halt viel zu selten. Also: Samstagmorgen rausquälen. Ich hatte ja schon Bedenken: ich bin nicht so der Medienfreak und Politik - na ja. Aber so einen Videofilm drehen und dann selbst schneiden hörte sich ja schon spannend an. Unsere Kleingruppenleiter hatten ganz viele "Schnipsel" von politischen Reportagen der letzten Wochen zusammengestellt. Ach ja, Bush ist wiedergewählt worden. Selbst jetzt kann ich es noch nicht fassen. Na ja: zurück zu Mainzpiration. Jetzt galt es, ein eigenes Thema zu finden. Und nach drei Minuten Stille häuften sich die Ideen. Was letztlich bei raus kam, war schon toll. Wir hatten einen in der Gruppe, dessen Bruder jetzt Hartz IV beantragen muss. Und da haben wir überlegt, uns dazu zu informieren und dann Politiker der Region zu befragen.

Gesagt getan: Es waren genug Internet-Rechner zur Recherche da. Eine Hälfte der Gruppe recherchierte zu Hartz IV, die andere Hälfte machte die Gespräche mit den Politikern klar.

Und dann kam die Krönung: Nicht nur Bürgermeister, sondern auch der Bergsträßer Bundestagsabgeordnete Dr. Michael Meister stand uns Rede und Antwort. Und weil der auch am Wochenende bei der Konferenz der Ministerpräsidenten referierte, bekamen wir sogar kurze Statements von Roland Koch (Hessen) und Kurt Beck (Rheinland-Pfalz). Und zitterten schon ein bisschen die Knie, unsere Fragen so hohen Tieren zu stellen. Die redeten natürlich viele Partei-Platitüden, aber trotzdem haben wir verstanden, was sie uns sagen wollen. Das ist im Fernsehen manchmal nicht der Fall.

Gar nicht einfach war, aus den vielen Statements einen Film zu schneiden, nicht sinnentstellend Ausschnitte aus den Gesprächen auswählen. Dabei kann man echt sehen, dass die Medien eine ganz schön hohe Machstellung haben, wenn sie kurze Zitate so auswählen, dass es gar nicht mehr zum Kontext passt. Wir haben dann noch den Hartz-Antrag gefilmt, haben uns als Kunden vor ein Bürgerbüro gestellt und gefilmt (dankenswerterweise hat uns die Stadt Bürstadt noch samstags mittags ins Rathaus gelassen), Musik dazu gemischt und das ganze passgenau geschnitten. Das Ergebnis war echt super! Wir haben zwar auch am Sonntagmorgen noch eine halbe Stunde gebraucht, um den letzten Schliff anzulegen, aber das war nicht schlimm.

Zugegebenermaßen war ja ein großer Beweggrund für meine Anmeldung die RockyHorrorPicture- Party am Samstagabend. Und die war auch echt abgefahren. Ich dacht schon mein Kostüm wäre gewagt, aber all die anderen sind echt auch in die unmöglichsten Rollen geschlüpft. Holger und Steffi haben das echt topp vorbereitet. Ach ja, Gottesdienst war auch. Da war ich seit über nem Jahr nicht mehr. Aber wie Markus Konrad (die nennen ihn alle Wiggy) geredet hat, das war nicht so abgehoben. Vielleicht geh ich ja mal wieder in nen Jugendgottesdienst.

Die anderen Gruppen haben übrigens auch fleißig geschafft. Es wurde eine Demo gegen Muslim-Hass organisiert. Die Zeitungs-Leute haben sich um Alkoholmissbrauch gekümmert. Und die waren echt hartnäckig. Die haben eine Statistik gemacht, wie viel Alkohol ein Durchschnittsleiter an Mainzpiration zu sich nimmt. Mit toller Grafik und allem drum und dran. Das Thema der Foto-Gruppe hätte mich ja nicht so gereizt: Die Verschmutzung des Rheins haben sie sich vorgenommen. Aber die Bilder sind echt genial geworden. Die haben bestimmt auch ganz praktisch ne Menge mitgenommen. Verschiedene Belichtungszeiten und Filter: Da wurde aus nem Bild von einer wilden Müllkippe im Wasser echt ein Kunstwerk. Und die Schwarzweiß- Aufnahmen. Wenn der Inhalt der Bilder nicht so erschreckend wäre…

Dass alle anderen die Ergebnisse begutachten konnten, haben wir sie gegenseitig bei einem politischen Frühschoppen (mit Malzbier) vorgestellt. Nicht nur die Ergebnisse, sondern auch unsere Vorstellungen zur Umsetzung in der Gruppenstunde. Ich glaube, dass ich mit meinen Jufis auch mal nen Film drehe. Natürlich nur wenn sie wollen. Aber bei meiner Motivation stecke ich die bestimmt an.

UND JETZT: STELL DIR VOR, ES IST MAINZPIRATION UND KEINER GEHT HIN. TRAURIGE VORSTELLUNG. TRAURIG ABER WAHR!

Ein fiktiver Teilnehmer, Stamm Sonstwo

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